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Online Unterricht: Interview mit Michael Schülke

Wir sprechen mit Michael Schülke, dem Gründer des "Maiß Aufgaben-Portals", über das Spannungsfeld von Digitalisierung und Tradition und über seine Vision zum digitalen Lernen.

An vielen Grundschulen läuft derzeit Wechselunterricht. Die höheren Jahrgänge werden weiter aus der Distanz mit Wochenplänen und per Videokonferenzen unterrichtet. 

Wir sprechen mit Michael Schülke, geschäftsführender Inhaber des Verlags J. Maiß GmbH und Gründer des "Maiß Aufgaben-Portals", über das Spannungsfeld von Digitalisierung und Tradition und über seine Vision zum digitalen Lernen.

Als Experte für Schul- und Lehrerbedarf entwickelte der Maiß Verlag die „Maiß Lehrer-App“. Als Antwort auf die Schulschließungen im ersten Lockdown folgte Anfang 2020 die Lernplattform „Maiß Aufgaben-Portal“, die im SpaceNet Rechenzentrum gehostet wird.


Es ist rund ein Jahr her, dass Corona die Schullandschaft vor eine völlig neue Situation stellte. Wie haben Sie die Zeit erlebt?

Michael Schülke: Das war eine sehr bewegte Zeit. Viel von unserem traditionellen Geschäft war schwierig wegen der Schulschließungen. Unseren Verlag gibt es seit 150 Jahren, wir haben eine gute Marktposition. Wenn sich Zeiten wandeln muss sich aber auch das Angebot wandeln.

Daher haben wir im ersten Lockdown im Frühjahr 2020 in kurzer Zeit eine digitale Lernplattform auf die Beine gestellt, die sehr gut angenommen wurde.

Wie konnten Sie so schnell auf die Situation reagieren?

Michael Schülke: Lange vor Corona im September 2019 haben wir die Lehrer-App als ein umfassendes Planungs- und Verwaltungstool auf den Markt gebracht. Gemeinsam mit den Softwareentwicklern von Weptun hatten wir bereits 2017 mit der Entwicklung begonnen. Wir hatten also ein paar Jahre Erfahrung. Die Lehrer-App dient zwar zur Planung des normalen Unterrichts. Aber das war natürlich eine gute Grundlage, die uns sehr dabei geholfen hat, das Aufgaben-Portal als Lernplattform zu entwickeln.

Wie gut waren die Schulen vorbereitet?

Michael Schülke: Die Schulen waren sehr unterschiedlich vorbereitet. Es gab alle Extreme: Von den Schulen, die sich auf das reine Ausdrucken von Arbeitsblättern konzentriert haben bis hin zu Schulen, denen unsere Lernplattform noch nicht digital genug war.

Wie funktioniert das Aufgaben-Portal?

Michael Schülke: Das Aufgaben-Portal unterstützt Lehrer und Schüler im Unterrichtsalltag. Lehrer können aufgeteilt nach Klassen (oder Gruppen) einer Klasse Aufgaben stellen und Wochenpläne einstellen. Schüler laden sich Aufgaben runter oder bearbeiten sie online. Das Besondere: Pro Aufgabe erhält der Lehrer eine Liste der Schüler, die die Aufgabe angeschaut und welche sie schon gelöst haben. Lehrer können sehen, ob sie diese Aufgabe schon korrigiert haben. Damit ist auf einen Blick eine gute Zuordnung möglich. Es gibt auch eine integrierte Chat- und Kommunikationsfunktion und unser Hostingpartner SpaceNet bietet zusätzlich eine sichere Videokonferenzlösung an, die in einem Münchener Rechenzentrum gehostet wird. Das Gute: Für die Lernplattform wird kein IT-Administrator benötigt. Bislang nutzen es rund 4.200 Lehrkräfte.

Ihr Verlag wurde 1873 gegründet und beweist, dass sich Tradition und Innovationskraft nicht ausschließen. Was war der Treiber Ihrer Digitalisierung und wie sind Sie diese angegangen?

Michael Schülke: Der Aufbruch ins digitale Zeitalter geht wohl auf meine Kappe. Ich habe das vorangetrieben als ich 2018 den Verlag von meiner Mutter übernommen habe und ihn nun in fünfter Generation führe.

Es gab viele Schritte in die Richtung. Wir prüfen, welche Produkte sich besser digital anbieten lassen. So haben wir bei der Lehrer-App erfolgreich Kalender aus Papier und analoge Organisationsmittel in die digitale Welt überführt. Oder nehmen wir Schulrecht-Online. Da führte der Weg von der Lose-Blatt-Sammlung über die CD zur komfortablen und umfassenden Online-Lösung. Unser Credo dabei: Digitalisierung nicht der Digitalisierung willen. Es muss einen Mehrwert geben, eine neue Funktionalität, die Arbeit vereinfacht und einspart.

Lässt sich Ihr Digitalisierungskonzept auch auf die Schulen übertragen?

Michael Schülke: Mein Rat: Nicht digital machen, damit es digital ist.Es geht darum einen größeren Nutzen zu stiften, viele doppelte Arbeitsschritte zu sparen und bestimmte Prozesse zu automatisieren und zu verzahnen, nur dann ist Digitalisierung sinnvoll.

Wie sieht es mit dem Datenschutz auf Ihrer Lernplattform aus? Wo sind die Daten?

Michael Schülke: Wir haben von Anfang an großen Wert auf Datenschutz und Datensicherheit gelegt und uns daher die SpaceNet als starken Partner ausgesucht, weil sie uns persönlich beraten aber insbesondere weil die Daten im Münchener Rechenzentrum sicher ohne Zugriff von außen gespeichert werden.

Was raten Sie Schulen: Microsoft Teams & Co oder besser deutsche Plattformen?

Michael Schülke: Im Sinne des Datenschutzes rate ich nicht zu amerikanischen Plattformen. Auch die Akzeptanz von Lehrkräften und Eltern ist höher bei sicheren Lösungen aus Deutschland.

Digitales Lernen 2021: Wie geht es weiter? Wie wird es noch besser und sicherer?

Michael Schülke: Viele Schulen haben eine Menge dazugelernt. Wir haben viele positive Rückmeldungen erhalten, wie gut das Fernlernen funktioniert. Es gibt natürlich noch Verbesserungspotential: Einheitliche Richtlinien für den Datenschutz wären hilfreich. Aktuell ist wegen Corona viel erlaubt, dass bleibt aber sicher nicht so. Hier muss nachgebessert werden.

Was bleibt vom digitalen Lernen, wenn es irgendwann zu einer vollständigen Rückkehr zum Präsenzunterricht kommt?

Michael Schülke: Das würde mich auch brennend interessieren (lacht). Ich glaube, das Interesse an digitaler Unterstützung des Unterrichts ist stark gestiegen. Viele sehen mittlerweile, dass die Plattformen sehr gut den normalen Unterricht ergänzen können.

Und wenn in Zukunft die Infrastruktur da ist, könnten künftig auch Schüler am Unterricht teilnehmen, obwohl sie gerade krank sind oder z.B. mit dem Schulorchester oder auf Sportveranstaltungen unterwegs sind.

Wie kommen die Mitarbeiter des Maiß Verlags mit dem Homeschooling zurecht? Hat es Vorteile, wenn man „vom Fach“ ist?

Michael Schülke: Das macht keinen Unterschied (lacht). Unsere Mitarbeiter hatten die gleichen Herausforderungen wie alle Eltern zu meistern. Und sie hatten keinen Einfluss darauf, dass unser Aufgaben-Portal verwendet wird. Viele mussten mit einem Wirrwarr an Systemen und parallelen Lösungen zurechtkommen. Das erschwert die Kommunikation ungemein, wenn mehrere Tools gleichzeitig im Einsatz sind statt einer gescheiten Lernplattform.

Danke für das Gespräch!
 

Mehr zum Aufgaben-Portal des Maiß-Verlags

Mehr zum Space-Net VCT


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